Wir haben das große Sightseeing Programm so langsam hinter uns und freuen uns endlich nach Yunnan zu kommen. Von Zhaoxing und Tangan geht es für uns in einer Marathon-Etappe nach Kunming. 800 Kilometer auf dem Highway lassen die Kasse der Mauthütte nur so klingeln. Die Millionenstadt überrascht uns sogar mit ihrem Charme. Es gibt unheimlich viele Cafés und Restaurants. Insbesondere unsere französischen Familien finden hier bereits einige "heimische" Restaurants, die sie wohl eher erst in Laos erwartet hätten. Wir kümmern uns um alle Erledigungen, die sich so angesammelt haben und genießen die restliche Zeit bei gutem Kaffee und Essen in Kunming, bevor es ins Hinterland geht.
Das "Hinterland" liegt für uns allerdings nochmals 300 Kilometer entfernt, da wir uns Dali und Shaxi genauer ansehen möchten. Wir sind gespannt was uns in den alten Städten erwartet und fahren in die Berge hinauf. Wir finden auf Anhieb einen kleinen privaten Parkplatz, dessen Wachmann uns gerne für einige Nächte willkommen heißt. Dali ist zwar sehr touristisch, begeistert uns allerdings mit seinen kleinen Straßen in der Altstadt, die voll sind mit Lädchen, Restaurants und Cafés. Hier können wir es nach den stressigen letzten Wochen sehr gut aushalten. Auch außerhalb der Stadt gibt es einiges zu erleben. Eine Wanderung in die umliegenden Berge oder Radtouren entlang des Sees bieten sich natürlich an. Wir ziehen es allerdings vor, einfach nur die Seele im Städtchen baumeln zu lassen. Wir haben immer noch einen Tag übrig, den wir am Anfang der Reise im Westen eingespart haben. Diesen setzen wir hier ein und müssen uns somit nicht hetzen. Nach zwei Tagen in Dali sind wir Beiden die einzigen, die sich noch einmal auf den Weg nach Shaxi machen. Wir brechen am Nachmittag auf und nehmen irrtümlicher Weise einen kleinen unbefestigten Weg, der durch die Berge dorthin führt. Hier finden wir einen traumhaften Stellplatz mit Blick über die Seen im Tal. Was für ein Genuss nach einigen Wochen in Großstädten und auf Parkplätzen! Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Ausblick fahren wir am nächsten Morgen entspannt die letzten Kilometer bis Shaxi. Der alte Dorfkern ist klein und im Grunde genommen in wenigen Minuten durchlaufen. Es verirren sich aber wesentlich weniger Touristen hierher, da die Anfahrt doch recht lang ist. Für uns hat sich die Anfahrt aber mehr als gelohnt. Wir nutzen die Abwesenheit der Touristenmassen und genießen den Spaziergang durch die alten Gassen. Eine ältere Dame führt uns durch das alte Anwesen ihrer Familie. Wir fühlen uns, als wären wir einige Jahrhunderte in der Zeit zurückgereist. Nachdem wir uns noch in einem der kleinen Restaurants gestärkt haben, machen wir uns auf den Rückweg. Dieses mal geht es über den Highway zurück zum See, an dem auch Dali liegt. Wir stellen uns einfach in einem der Dörfer auf einen Parkplatz und genießen am nächsten Morgen nochmals ein Frühstück mit Ausblick auf den See.
Schlussspurt, die letzten Tage in China sind angebrochen und wir möchten noch die Teeplantagen besuchen. Wir fahren fast bist Kunming zurück und biegen dann bei Anning nach Süden ab. Statt über den Highway direkt nach Puer zu fahren, fahren wir einen kleinen Umweg über Jianshui. Der Plan sieht hier noch einen Zwischenhalt und den Besuch des Konfuzius Tempels vor. Schlussendlich sind wir allerdings die einzigen, die am Abend bis hierher fahren und noch ein wenig umher schlendern. Manu und Albane schaffen es am nächsten Morgen früh hier zu sein und begleiten uns durch den schönen Tempel.
Jetzt geht es endlich nach Yuanyang zu den Teeplantagen. Wir fahren bis in den späten Abend über Landstraßen in die Berge. Je höher sich die Straße in die Berge schlängelt, desto miserabler wird das Wetter und die Sicht. Es regnet wie verrückt. Am nächsten Morgen ist der Regen zum Glück verschwunden, aber die Nebelsuppe scheint am Berg festzuhängen. So wird das nichts mit schönen Aussichten und tollen Fotos von den Plantagen. Nachdem wir den Vormittag vergeblich warten, steht fest, dass der Nebel die Berge wohl so schnell nicht mehr freigeben wird. Wir entschließen uns, schon früher als geplant weiter nach Puer zu fahren, wo ebenfalls wieder Teeplantagen auf uns warten. Die Strecke über die Landstraßen zieht sich jedoch und wir übernachten nochmals frei an einem Fluss neben der Straße. Jens ist inzwischen so begeistert von unserer Art zu Reisen, dass er sich hier gerne Zelt und Schlafsack von einem mitreisenden Pärchen leiht.
Wir brechen mit Manu und Albane rechtzeitig nach Puer auf, um noch genügend Zeit für die Plantagen zu haben. Dies bedeuten nämlich nochmals einen kleinen Umweg durch das Hinterland. Diesmal werden wir mit traumhaftem Wetter für unsere Geduld belohnt. Ein Himmel wie zu Hause in Bayern über den weitläufigen Plantagen. Wir drehen eine Runde durch das angelegte Besucherzentrum. Es würde sich sicherlich lohnte etwas mehr Zeit einzuplanen, um diese schöne Gegend mit vielen kleinen Dörfern zu erkunden!
Unsere Zeit hier neigt sich allerdings immer mehr dem Ende zu. Unsere letzte Nacht in China steht bevor, die wir nochmals alle zusammen verbringen werden. Wir finden, als krönenden Abschluss, einen freien Stellplatz in einer anderen Teeplantage, die nicht weit von der Autobahn entfernt ist. Auch hier zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite und beschert uns einen tollen Sonnenuntergang, den wir in unseren Campingstühlen mit einem Bier genießen. Genau für solche Abende fahren wir doch alle mit unseren Fahrzeugen um die Welt!
Die letzte Etappe ab Puer war im Plan zweigeteilt, um gleich am frühen Morgen zum Grenzübertritt starten zu können. Von unserem Stellplatz in den Plantagen sind es allerdings nur noch 200 Kilometer Autobahn, die wir bis am späten Vormittag hinter uns bringen. So beschließen wir einen Tag früher als geplant auszureisen. Die Agentur stimmt der Planänderung zu und auch Jens ist sicherlich froh, nach 44 Tagen mit uns wieder "frei" zu sein. Jens erledigt noch den letzten Papierkram für uns und dann rollen wir - nach etwas Rangelei mit den LKW Fahrern um die Plätze an der Zollabfertigung - über die chinesische Staatsgrenze. Wir haben es geschafft! Es war eine anstrengende, aber auch schöne Zeit, die wir in diesem riesigen Land verbringen durften. An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an unseren Guide Jens, der mit seiner Geduld und guten Englisch- & Deutschkenntnissen viele kleinere oder größere Probleme lösen konnte.
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