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  • Charlotte & Frederik von "Charlie 'n Rik"

M41 - Der Pamir Highway


Overland-Reiseblog-Tadschikistan-M41
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Nach einer langen und erholsamen Nacht am Bulunkul See, geht es uns schon wieder viel besser. Der Wind hat sich ein wenig gelegt und auch die Höhe plagt uns weniger. Dafür kommen natürlich die Moskitos in umso größerer Anzahl. Und was für welche: in der Größe haben wir sie schon länger nicht mehr gesehen. Wir lassen das Frühstück kürzer ausfallen und treten die Flucht an. Anstatt das kurze Stück zurück zum Pamir Highway zu fahren, wollen wir der Piste bis nach Alichur folgen. Sie wurde uns aus verschiedenen Quellen zwar teils als anspruchsvoll beschrieben, sieht bisher aber gut aus. Wir halten nochmals kurz am großen Yashikul See an und genießen den Ausblick, dann geht es richtig los...

Die Piste ist weiterhin gut und für Fahrzeuge mit etwas mehr Bodenfreiheit gut fahrbar. Die Landschaft begeistert uns wieder. Im Hintergrund ragen die hohen Berge des tadschikischen Inlands auf. Größtenteils ist es trocken wie in der Wüste und nur um die Flussläufe strahlt uns das Grün der Pflanzen an. Plötzlich hört die Piste unvermittelt auf, der Track auf unseren Karten führt steil in ein matschiges Gebiet. Dort scheint sich aufgrund des höheren Wasserstands der Flüsse ein Sumpfgebiet gebildet zu haben. Daher fahren wir zuerst ein Stück auf der seitlichen Anhöhe weiter und folgen den dortigen Spuren, denen wir auch bisher gefolgt sind. Irgendwann führen jedoch auch diese hinunter in das fragwürdige Tal und durch den Matsch auf die andere Seite. Wir schauen uns die Situation aus der Nähe an und sind der Meinen, dass es im Verhältnis zu unserem letzten Rumänien Urlaub nur halb so schlimm sein kann. Wir deuten an, die Passage fahren zu wollen. Die Anderen zögern jedoch. Die Angst besteht vor allem darin, dass nach dieser Passage weitere schlechte Wegstücke folgen, die für sie dann definitiv nicht mehr passierbar sind. Wir entschließen uns, die Passage zu fahren und schonmal nach Murgab vorzufahren, da wir für einige Planungen der nächsten Wochen wieder Internet benötigen. Raphael, Celine, Agnes und Johan schauen uns noch zu, wie wir durch die rückblickend unkomplizierte Passage fahren und machen sich dann auf den Rückweg. Wir verabreden uns mit ihnen für den nächsten Tag in Murgab. Wir folgen also alleine den Spuren der Einheimischen über die nächste Anhöhe. Wollten wir die Anderen eben noch überreden, sich doch mit unserer Hilfe auch durch den Matsch zu wühlen, sind wir kurze Zeit später froh, dass wir es nicht gemacht haben. Wir fahren durch weitere knifflige Teilstücke. Diese stellen für den Landy zwar keinerlei Hindernisse dar, führen bei weniger Bodenfreiheit und längeren Überhängen der Karosserie aber schnell zu Problemen. (Falls man sein Fahrzeug nicht einfach materialmordend hindurch prügeln möchte.) Uns freut die Abwechslung umso mehr. Endlich haben wir wieder ein paar schöne Verschränkungspassagen, in denen wir unseren Landy ein bisschen in seinem Metier bewegen können. Wir treffen sogar einige Einheimische, die mit einem russischen Geländewagen unterwegs sind. Ihnen folgen wir die restlichen Kilometer durch die wieder trockenen Hügel nach Alichur. Ab Alichur befinden wir uns wieder auf der M41, dem Pamir Highway. Für uns heißt das vor allem, dass wir auf verhältnismäßig gutem Asphalt fahren. Die Bodenwellen sind zwar teilweise riesig, aber wir schaffen es immerhin wieder in den vierten und teilweise fünften Gang. Und das obwohl die Höhe unserer Maschine einiges abverlangt. Sobald die Drehzahl über das inzwischen riesige Turboloch steigt, haben wir nicht mehr den Eindruck in einem alten Traktor zu sitzen. Wir können die Landschaft genießen und fahren die landschaftlich schöne Strecke durch die Hochebene bis Murgab in ca. zwei Stunden. Die kleine Stadt - wohl die wichtigste in der Gegend weit und breit - hat ca. 7000 Einwohner und liegt auf 3600 Metern Höhe. Wir hatten uns ehrlich gesagt eine bessere Infrastruktur erhofft. Stattdessen erwartet uns ein eher trostloser Ort mit einem Basar in umgebauten 20- und 40 Fuß Contontainern. Internet ist hier Fehlanzeige: Hotels / Hostels bieten sowieso keins und auch die 3G Anbindung von Megaphone lässt einen nichtmal datenarme Webseiten öffnen. Charlotte schafft es immerhin ihre eMails zu versenden, die dringend raus müssen. Am nächsten Mittag kommen auch schon die Anderen hinterher. Wir drehen gemeinsam eine Runde durch den Basar um unsere Vorräte aufzufüllen, dann machen wir uns wieder auf den Weg.



Wir haben noch etwas vergessen: Wasser. Unsere Tanks sind fast leer. In Murgab gibt es jedoch viele Brunnen, die mit einer Handpumpe betrieben werden. Laut den Schildern haben internationale Hilfsorganisationen diese Brunnen gebaut. Mit vollen Wassertanks verlassen wir dann Murgab in nördlicher Richtung. Saritash, die erste Stadt in Kirgisistan, liegt nur noch 223 Kilometer entfernt. Wir wollen jedoch nur einige Kilometer aus der Stadt heraus und uns dann einen schönen Stellplatz suchen. Da das Gebiet durch die vielen Bäche und Flüsse relativ feucht ist, gibt es Unmengen an Moskitos. Wir finden einen Stellplatz ein Stück seitlich der Straße in den Hügeln versteckt. Hier weht ein leichter Wind, der uns die Plagegeister vom Hals hält.

Frederik und Raphael scherzen beim Abendessen noch darüber, dass es hier nur nicht regnen sollte. Der weiche Boden könnte dann eine ziemliche Schlammschlacht auf dem Rückweg zur Straße bedeuten. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Irgendwann zwischen 5 und 6 Uhr am nächsten Morgen werden wir von starkem Regen geweckt. Die Männer schauen unabhängig von einander aus dem Fenster und befinden die aktuelle Situation noch nicht für problematisch. Sie legen sich nochmal hin, aber jetzt sind sie schließlich schon wach. Die Männer treffen sich eine halbe Stunde später draußen vor den Fahrzeugen und schauen sich den Boden an. Die Situation ist genau so, wie man sie sich vorstellt. Frederik und Raphael wollen nicht schaufeln, also stehen sie lieber auf und möchten den Stellplatz verlassen. Celine und Charlotte sind natürlich genervt, weil ihre Nachtruhe abrupt abgebrochen wird. Die Entscheidung ist klar. Man stelle sich nur einmal vor, dass die Mädels sich durchsetzen würden und wir später den Weg zurück zur Straße schaufelnd zurücklegen müssten. Im strömenden Regen machen wir den Landy stattdessen abfahrtsbereit. Der weiche Boden setzt die Reifen sofort zu. Er ist aber zum Glück noch nicht tief, sodass wir nicht einsinken. Mit langen Schlammspuren fahren wir wieder auf den Highway. Agnes und Johan, die hinterher fahren, berichten uns später, dass sie beim Anblick der Spuren an uns gedacht haben.

Es ist kurz nach 6 und jetzt sind auch die Mädels halbwegs wach. Wir machen uns auf den Weg zum letzten Ziel vor der Grenze, den Karakul See. Nach einiger Zeit taucht östlich von uns - gleich neben der Straße - der Grenzzaun zu China auf. Die eigentliche Grenzlinie liegt noch viele Kilometer weiter östlich im fast unkontrollierbaren Hochgebirge. Wir nutzen die aufgehende Sonne und halten mit schönem Ausblick am Straßenrand. Über Nacht hat es oben in den Bergen geschneit. Die Sonne lässt die Temperaturen schnell steigen und wir genießen unser Frühstück mit Weitblick in die Berge.

Auf dem Weg zum Karakul See liegt jetzt noch der Ak-Baital-Pass. Mit 4655 Metern der höchste Pass des Pamir Highway und angeblich weltweit der zweithöchste Pass einer Fernverkehrsstraße. Kurz vor der Passhöhe weicht die Asphaltdecke einer welligen, steilen Piste. Wir spüren, dass nicht nur für uns die Luft dünn wird. Die Fahrzeuge qualmen dunkel, aber kurze Zeit später stehen wir zum Glück schon oben. Von hier aus geht es steil bergab. Im Tal ist dann wieder Wellblechpiste angesagt. Wir treffen auf einen der typischen roten LKWs von Rodel Tours. Eine Tour mit ihren "rollenden Hotels" ist sicherlich auch eine Alternative, wenn man nicht so lange wie wir reisen kann oder möchte. Am Karakul See fahren wir über einen schmalen, aber ordentlichen Weg südwestlich am Ufer entlang und suchen uns einen schönen Stellplatz.



Wir sind immer bemüht unsere Hochzeitsbilder vor landesüblicher Kulisse zu schießen. Die Hochgebirgswüsten sind bisher in keinem der von uns bereisten Länder so beeindruckend wie hier. In Kombination mit dem riesigen See finden wir ein gutes Panorama für die Bilder.

Den restlichen Tag genießen wir im Windschatten der Fahrzeuge und lesen endlich wieder einmal ein paar Stunden. Der über Nacht abgeflaute Wind, frischt jedoch am nächsten Morgen wieder auf. Wir entschließen uns dazu, wieder aufzubrechen. Der Plan, einen besseren Stellplatz im Windschatten irgendwo vor der Grenze zu finden, geht nicht auf. Stattdessen prügeln wir unsere Fahrzeuge über die letzten Kilometer Wellblechpiste bis zur Grenze hinauf. Der tadschikische Teil des Grenzpostens liegt auf dem Kyzyl-Art-Pass (4282 m).




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