Wir verlassen die Hauptstadt mit einem Tag Verspätung, da eines der anderen Fahrzeuge Probleme mit der Kupplung hat. Das Ersatzteil hatten sie sich bereits im Voraus nach China schicken lassen. Peking hätte sicherlich noch einiges zu bieten, aber auf unserem ambitionierten Reiseplan stehen noch viele sehenswerte Orte in China und so freuen wir uns auf die kommenden Tage.
Es geht zuerst zu den Yungong Grotten, einem weitläufigen Areal mit vielen Buddha-Statuen von klein bis groß. Diese sind in den verschiedenen Grotten in den Stein gehauen. Die Statuen stellen ein Abbild ihrer Spendern dar und tragen daher chinesische Gesichtszüge. Die Touristen verteilen sich glücklicherweise ganz gut auf dem großen Gelände. So schlendern wir durch die Anlage und genießen es wieder in Asien zu sein – wenn auch diese Stätte keinen religiösen Flair mehr versprüht, wie so viele Klöster und Tempel in Südostasien.
Von hier aus geht es am nächsten Tag weiter zu dem hängenden Kloster von Yingxian – ja in China steht Sightseeing auf dem Programm und so fahren wir eine klassische Tourismus Route ab. Wenn wir die Parkplätze sehen, sind wir allerdings froh, dass sich die Hauptsaison bereits dem Ende zuneigt. Sie sind ein Hinweis auf die Touristenmassen, die in der Hauptsaison die Orte besuchen. Das hängende Kloster ist halb in den Fels geschlagen und stützt sich auf einer Holzkonstruktion ab, die vor der Felswand hängt. Es ist beeindruckend das Kloster wie ein Nest im Fels hängen zu sehen. Die Anlage ist nicht sehr groß und die Wege durch das Kloster schmal. Für uns geht es weiter nach Pingyao – der alte Stadtkern ist gut erhalten, aber sehr tourstisch. Die Straßen sind voll von Läden, gemütlichen Cafés und Restaurants. Es macht Spaß durch die Gassen zu schlendern, das gute Essen und den ein oder anderen Kaffee in einer der vielen kleinen Bars zu genießen. Wer eine klassische alte Stadt ohne Souvenirläden erwartet, sollte Pingyao meiden. Dennoch ist es möglich etwas abseits der „Hauptstraßen“ ein paar versteckten Highlights der weiterhin bewohnten Stadt aufzustöbern. Wir übernachten, wie fast immer, auf einem Parkplatz vor der alten Stadt. Das ist zwar nicht wirklich ein Stellplatz, der unser Overlander Herz höher schlagen lässt, aber frei stehen ist in diesem dicht besiedelten Teil Chinas schwierig. Von Pingyao geht es weiter zum Hukou Wasserfall. Wir fahren mit Daniel, der auf dem Motorrad in unserer Gruppe mitfährt, voraus. Irgendwie haben wir schon unterwegs kein gutes Gefühl. Ob sich der Umweg zu diesem Wasserfall wohl lohnt? Aber er steht auf dem Programm, daher fahren wir hin. Der Parkplatz bestätigt unser Gefühl – es sind hunderte Touristen hier, die sich anschauen wie die Wassermassen des bekannten "Gelben Flusses" herabstürzen. Der Eintritt kostet - wie so oft - 100 RMB pro Person. Da der gelbe Fluss für uns nicht die selbe Bedeutung hat, wie für die Chinesen, ist uns das Spektakel keine 13 Euro wert. Auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht fahren wir den Gelben Fluss etwas aufwärts und können doch tatsächlich einen Blick über die Mauer auf den Wasserfall werfen.
Es kommt zu den ersten Diskussionen innerhalb der Gruppe. Der Marschplan scheint einigen zu ambitioniert und sie möchten lieber den kommenden Umweg zu weiteren Grotten weglassen und direkt weiter nach Xian zur Terrakotta Armee fahren. Darüber sind wir etwas verwundert, da sie den Reiseplan selbst erstellt hatten. Als wir uns der Gruppe als letztes Mitglied angeschlossen haben, konnten wir uns nur auf ein fertig geschnürtes Paket einlassen.
Wir fahren daher am nächsten Tag alleine mit Daniel weiter zu den Longmen Grotten. Unterwegs kommen wir mehrfach durch Polizeikontrollen, die sich ohne Guide als nerviges und zeitraubendes Unterfangen herausstellen. Das ganze Areal um die Longmen Grotten entschädigt uns aber für die Strapazen. Wir stärken uns kurz in einem der Lokale am Wegesrand, bevor wir bei sonnigem Wetter am Fluss entlang laufen. Die Touristen verteilen sich sehr gut und wir können die Grotten und Tempel genießen und fotografieren. Wir scheinen wieder Glück zu haben. Die Parkplätze haben Ausmaße wie an großen Fußballstadien, sind aber momentan fast leer. So verziehen wir uns für die Nacht in eine der hintersten Ecken des Parkplatzes, bevor es am nächsten Tag weiter nach Xian geht. Dort stoßen wir dann wieder auf den Rest der Gruppe. Da es sich bei der Terrakotta-Kriegern um eine der wichtigsten Touristenattraktion handelt, wimmelt es hier von einheimischen Touristen. Die bisher ausgegrabenen Teile der Terrakotta Armee beeindrucken auch uns. Ob es aber den Eintrittspreis und den Rummel hier wert ist? Dies muss jeder für sich beantworten, wir freuen uns jedenfalls auf die versteckten Highlights des Landes, die noch auf uns warten. Einige schöne Bilder bleiben trotzdem.
Die nächsten zwei Tage genießen wir in guten Cafés und Restaurants in Xian. Insbesondere das muslimischen Viertel im Altstadt Kern, mit seiner lebendigen Fressstraße bietet sich zum Umherschlendern an.
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